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Rückblicke

CL Achtelfinale - Mit Remis aus Donezk zurück

18.02.2015 Rückblicke

Nachdem unsere Bayern souverän die Gruppenphase in der CL überstanden hatten, wurde im   CL-Achtelfinale der ukrainische Meister Schachtar Donezk den Bayern zugelost. Für uns wieder einmal eine reizvolles Aufgabe, hatten wir doch die Ukraine noch nie als Reiseziel ansteuern können. Nachdem das 1000 km westlich gelegene Lemberg (ukrainisch: Lwiw) als Austragungsort feststand, (nahe der polnischen Grenze) waren auch die Bedenken schnell weggewischt, in eine „Problemzone“ zu fahren. (es herrscht immerhin Krieg in der Ukraine)

 

Und so starteten wir bereits um 4 Uhr morgens mit unserem Reisebus und fuhren über Schwandorf, Nabburg und Waidhaus zum Flughafen Prag. Von dort flogen wir um 9 Uhr nach Warschau weiter. Nach einem lockeren Aufenthalt brachte uns  die nächste Maschine in gut einer Stunde zu unserem Zielort nach Lemberg.

 

Am Flughafen empfing uns die charmante Reiseleiterin Anastasja und gab uns in einer  3-stündigen Stadtrundfahrt die ersten Eindrücke von Lemberg, das im 13. Jahrhundert gegründet wurde und seitdem schon viele unterschiedlich Flaggen gesehen hat.   Lemberg, die ehemalige Hauptstadt Ostgaliziens, war seit jeher Schnittstelle zwischen Ost und West sowie Nord und Süd. Hier siedelten Menschen unterschiedlichster Herkunft und Religion her, Juden, Armenier, Ukrainer, Deutsche, Polen und andere mehr, die der Stadt nicht nur zu ihrem beeindruckenden architektonischen Gewand, sondern auch zu ihrem multikulturellen Flair verhalfen.
So war es bereits Teil von Polen, Österreich, Ungarn und der Sowjetunion. Das gut erhaltene Stadtzentrum ist Weltkulturerbe und hat viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. Lembergs Einzigartigkeit lassen bereits die verschiedenen Namensbezeichnungen der Stadt (Lemberg - deutsch, Lwow -russisch, Lviv - polnisch und ukrainisch) erahnen. Sie zeugen von der bewegten Geschichte einer europäischen Region, die Jahrhunderte lang dem Einflussstreben unterschiedlicher Mächte ausgesetzt war.


Die Stadt gehört mit rund 700.000 Einwohnern zu den zehn bevölkerungsreichsten der Ukraine und ist historisch bedingt durch das Zusammenleben mehrerer Völker geprägt. Die Altstadt mit ihren zahlreichen Sehenswürdigkeiten ist auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes wiederzufinden.
Abschluss der Stadtrundfahrt war ein Fußmarsch auf den  Lemberger Schlossberg, der mit 413 m die höchste Erhebung der Stadt ist und auf dem bis ins späte 19. Jahrhundert das historische Schloss stand. Nach  einem herrlichen Rundblick und ersten „Verbrüderungen“ mit den stets netten und aufgeschlossenen Einheimischen waren die ersten bleibenden Eindrücke gesammelt. Was schon auffiel waren die leicht ledierten öffentlichen  Fahrzeuge wie Busse und Straßenbahnen und die Parkmoral. Einfach die Pkws mitten auf einer Hauptstraße in Gegenrichtung abzustellen und seiner Beschäftigung nachgehen wäre bei uns eigentlich nicht denkbar.

Mitten in der Altstadt gelegen bezogen wir dann unser tolles 4*-Hotel Rius und nach dem Einchecken und Frischmachen gab es dann in einem historischen Lokal unser Abendessen. Zur Überraschung spielte Roman, ein ukrainischer Musiker der Musikhochschule Lemberg,  auf der Pandura und stimmte uns auch musikalisch auf die Ukraine ein.

 

Dann aber war Fußball angesagt. Mit dem Bus erreichten wir die Arena Lvev, die durch die zurückliegende Fußball EM ein schickes Stadion mit fast 33000  Zuschauern vorzeigen konnte.

Durch die Zeitverschiebung begann das CL-Spiel unserer Bayern gegen Schachtar Donezk  erst um 21.45 Uhr. Jetzt war gutes Standvermögen im „Eisschrank“ von Lemberg angesagt. Bei Minus 13 Grad und eisigem Wind unterstützten wir unsere Bayern nach Kräften.

 

Nachfolgend ein kurzer Spielbericht – Auszug aus der Homepage des FCB:

Der FC Bayern hat sich wie erhofft eine gute Ausgangsposition für das Erreichen des Viertelfinales in der Champions League geschaffen. Im Achtelfinal-Hinspiel beim ukrainischen Meister Schachtar Donezk erreichte der fünfmalige Titelgewinner am Dienstagabend ein torloses Remis und kann mit einem Sieg im Rückspiel am 11. März in der Münchner Allianz Arena den Einzug in die Runde der letzten Acht perfekt machen.


Dabei muss die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola allerdings auf Mittelfeldspieler Xabi Alonso verzichten. Der Routinier musste in einer umkämpften und von vielen Nickeligkeiten geprägten Partie vor 34.187 Zuschauern in der ausverkauften Arena Lwiw wegen wiederholten Foulspiels in der 65. Minute vom Platz und ist für das nächste Spiel gesperrt.

 

Da Donezk auch in Überzahl das Angriffsspiel nicht forcierte blieben Höhepunkte bis zum Schlusspfiff Mangelware. Der FCB brachte das Remis auch mit einem Spieler weniger abgeklärt über die Zeit und hat nun alle Trümpfe für das Rückspiel in der eigenen Hand.

 

Etwas durchfroren gings dann zum Hotel zurück und bei einem geselligen Abschluss mit einheimischer Kost tauten wir langsam wieder auf und wurden von Oleg musikalisch in den Morgen begleitet. Auf der Panflöte, auf zwei Flöten gemeinsam oder sogar aus einem Heizungsrohr - Oleg, ein Meister seines Fachs und ein Ohrenschmauß.

Nach dem Frühstück war dann eine ganztägige Stadtführung angesagt und Anastasja führte uns durch die Straßen und Märkte, durch Kirchen und Kathedralen, vorbei am  berühmten Opernhaus  und auch der Besuch einer Schokoladenfabrik hatte etwas Besonderes. Letzter Anlaufpunkt war der  riesige Lytschakiwski – Friedhof, der auf 70 ha ein Denkmal für Kleinarchitektur und Bildhauerei aus über zwei Jahrhunderten ist. Berühmte polnische Persönlichkeiten aus Kultur und Politik Lembergs haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Die ukrainischen Nationalisten ließen zwar nichts unversucht, die Spuren der polnischen Geschichte der Stadt auch hier zu verwischen. Sie zerstörten zahlreiche historische Grabstätten oder gaben sie einfach dem Verfall preis.

 

Zum Abschluss eines interessanten Tages stärkten wir uns dann am frühen Nachmittag noch bei einem traditionellen ukrainischen Essen, um dann abends über Warschau und Prag den Rückflug anzutreten. Es war ein kurzer, aber beeindruckender Ausflug in die Ukraine, der noch lange in bester Erinnerung bleiben wird. Danke auch unserem zusätzlichen Reiseführer Heinz Bauer aus Bayreuth, der uns zwei Tage begleitete, die musikalischen Verbindungen herstellte und nützliche Infos vermittelte. Danke auch den mitgereisten Fans - ihr ward eine tolle Truppe. Fazit unserer Beobachtung: Ein stolzes, aber ein sehr armes Land, das den Bewohnern fast keine Chance gibt, sich nach vorne zu entwickeln. Mit 150.- Euro im Monat z.B. als Musikprofessor zu "überleben" ist kaum vorstellbar - und einen Krieg im eigenen Land macht alles fast aussichtslos.

 

In der Zwischenzeit wissen wir auch das phantastische Rückspielergebnis: Nachfolgend der Kurzbericht.

Mit einer wahren Torgala hat der FC Bayern das Viertelfinale in der Champions League erreicht. Im Achtelfinal-Rückspiel gegen den ukrainischen Vertreter Schachtar Donezk setzte sich der deutsche Rekordmeister am Mittwochabend vor 70.000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz Arena klar mit 7:0 (2:0) durch. Dank des höchsten Sieges in der Königsklasse steht die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola zum insgesamt 14. Mal unter den besten acht Mannschaften in Europa.